PRESSEBERICHTE: FAME


DARMSTÄDTER ECHO

Umwege zum Ruhm Musical: „Fame" in der Griesheimer Wagenhalle: Das Projekt Jugend und Theater Darmstadt probt unter der Leitung von Matthias Edeling - Die Premiere ist am 21. April

GRIESHEIM. „Ich habe gehört, bei euch soll es Spaß machen." Mit diesem Satz haben schon einige Gespräche begonnen, in denen neue Ensemblemitglieder sich bei Matthias Edeling vorgestellt haben. Profis waren darunter, deren Gage sich der Leiter des Darmstädter Projekts Jugend und Theater nie hätte leisten können. Aber bei den Musicalproduktionen in der Griesheimer Wagenhalle haben sie dann doch mitgemacht, auch wenn manchmal nur die Fahrtkosten gezahlt werden konnten oder eine kleine Entschädigung.

Auch beim neuen Musical „Fame", das am 21. April (Samstag) Premiere hat, war die Zusammenstellung des Ensembles das erste Kunstst&uunl;ck für den Regisseur. Edeling besitzt das Talent, die richtigen Leute zusammenzubringen. Und schon bildet sich ein kleines Netzwerk, in dem einer den anderen kennt und empfiehlt. Jetzt hat er eine Band mit starken Profimusikern, die an allen Positionen doppelt besetzt ist, damit nicht jeder die 22 Vorstellungen komplett spielen muss. Und Edeling kommt ins Schwärmen, wenn er von den Talenten seiner Sänger und Tänzer erzählt. Hanna Broström beispielsweise bewarb sich aus München, weil sie die Choreografie übernehmen wollte. Die hat sie bekommen - und die Hauptrolle der Carmen gleich dazu, die sie mit soulig gefärbter Stimme ausfüllt. Andere stehen am Anfang der Laufbahn wie der Tenor Christian Rathgeber, der gerade die Aufnahmeprüfung an die Musikhochschule geschafft hat. Nicht wenige frühere Mitglieder des Projekts Jugend und Theater haben inzwischen eine professionelle Bühnenlaufbahn begonnen.

Amateure ab etwa 16 Jahren, angehende Profis und erfahrene Künstler arbeiten zusammen: Das ist einer der großen Vorzüge dieses Projekts, das mit „Räuber Hotzenplotz" (1992) und „Linie 1" (1993) begann und seitdem eine Reihe starker Musical-Inszenierungen in die Wagenhalle gebracht hat, zuletzt vor knapp drei Jahren „Melodys Ring". Mit „Fame" steht jetzt ein Stück Theater übers Theater auf dem Programm, in dem sich die Begeisterung der Teilnehmer widerspiegeln mag. Die Geschichte verfolgt Musical-Studenten von der Aufnahmeprüfung an der New Yorker „High School of Performing Arts" bis zur Abschlussprüfung - eine Geschichte um Träume und Enttäuschungen, Ehrgeiz und Erfolg auf den Umwegen zum Ruhm. Und von der harten Arbeit und der Disziplin, die hinter der leicht wirkenden Kunst stecken. Diese Erfahrung machen die Teilnehmer des Projekts ja auch. Edelings Proben sind straff organisiert, der Regisseur, im Brotberuf Lehrer in Reinheim, umsäuselt seine jugendlichen Teilnehmer nicht mit wohlmeinendem Betreuungs-Tonfall, sondern gibt forsch die Richtung vor.

Für Edeling ist es jedes Mal ein neues künstlerisches Abenteuer - und auch eines der Finanzierung. Allein die Zuschauertribüne mit 430 Plätzen kostet über 13 000 Euro. Öffentliche Zuschüsse bekommt das Projekt nicht, ein paar Sponsoren helfen kräftig, die Firma für die Tonausstattung macht einen Freundschaftspreis, die Stadt Griesheim stellt die Wagenhalle und schickt auch mal die Leute vom Bauhof. Noch bevor die Premiere beginnt, ist Kunst eine große Gemeinschaftsarbeit: Auch das ist eine Erfahrung, von der die Teilnehmer profitieren.

Johannes Breckner 13.4.2007



DARMSTÄDTER ECHO

Alles für den Ruhm Musical: „Fame" in der Wagenhalle Griesheim ist die neunte Aufführung des Projekts Jugend und Theater Darmstadt

GRIESHEIM. Während sich am Samstag die übriggebliebenen Castingstars bei „Deutschland sucht den Superstar" in die nächste Runde zitterten, sah das Publikum in der ausverkauften Wagenhalle in Griesheim ein Stück mit auffallend ähnlichen Konstellationen. Das „Projekt Jugend und Theater Darmstadt" feierte die Premiere seiner neunten Inszenierung in fünfzehn Jahren, erneut unter der Regie von Matthias Edeling: Das auf dem gleichnamigen Film von Alan Parker basierende Musical „Fame" erzählt von jungen Tänzern, Sängern und Schauspielern, die sich nach Ruhm, Anerkennung und Erfolg sehnen und von einem Leben als Star träumen.

Ausgangspunkt des Geschehens auf der Bühne und gleichsam Symbol für Aufstieg und Triumph ist eine pompöse und weit nach den Seiten ausladende Treppe, umrahmt von Backsteinmauern und einer Geländerpartie. Von hier oben wirkt der Gesang gleich sehr viel erhabener, von hier oben stolzieren die jugendlichen Tänzer Stufe für Stufe hinab. Am Fuße der Treppe ergeben sich schließlich die gelungenen Massenchoreografien von Hanna Broström, die zudem als Darstellerin in einer Doppelrolle zu sehen ist. Als Miss Sherman gibt sie die knallharte Prüferin, als Carmen Diaz die rassige Sängerin mit dem feurigen Temperament einer Alannah Miles und der souverän-freundschaftlichen Präsenz einer Marianne Rosenberg. Sie ist der beste Beweis dafür, dass eine Darstellerin für die Hauptrolle in einem Musical nicht bis auf die Knochen abmagern muss und beeindruckt vor allen Dingen durch eine starke Gesangsleistung.

Der heimliche Star des Abends ist allerdings Fabian Dott als selbstherrlicher Joe Vegas. Durch seine leicht hektisch-&uunl;berdrehte Darstellung im Louis-de-Funès-Stil zaubert er immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, doch ist es vor allen Dingen die ungeheuerliche Bühnenpräsenz während seiner Tanzeinlagen, die die Blicke an ihm haften lässt. Fabian Dott ist ein Star, sein ganzer Körper scheint unter Spannung zu stehen. Er bewegt sich äußerst elegant und geschmeidig, fast schon wie ein Panther, und richtet besonders durch seinen sehr direkten Blick die Aufmerksamkeit auf sich. Zwar wird er durch die Choreografie ganz deutlich als eine der zentralen Figuren inszeniert, doch wünscht man sich noch sehr viel mehr Solos mit ihm.

Grundsätzlich überzeugen alle Hauptdarsteller sowohl durch ihre schauspielerische als auch durch ihre gesangliche Leistung. Dazu gehört Fausto de Souza als von einer Lehrerin wegen seiner Sprachprobleme unterdrückter Ausnahmetänzer Tyrone Jackson, Christian Rathgeber als Gefühlsvulkan Nick Piazza und besonders Tanja Esche als Serena Katz. Es ist immer wieder verwunderlich, wo dieses sehr zierliche Wesen ihre Stimme herholt. Zudem ist ihre schauspielerische Darbietung die ausdrucksstärkste, sie wirkt wie eine echte Lady. Außerdem trifft sie die sentimentalen Untertöne des Musicals besonders gut.

Das Publikum quittiert die durchweg gelungene Leistung des Ensembles, das reibungslose Zusammenspiel mit der wunderbar spielenden Band sowie die guten visuellen Ideen mit lauten Beifallsbekundungen. Da ist es auch nicht ganz so schlimm, dass von den inhaltlichen Grundkonflikten nicht wirklich viel haften bleibt.